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Warum ich keine Helden schreiben wollte – sondern Menschen

  • Autorenbild: M. G.
    M. G.
  • 30. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Ein Blick hinter die Figuren von „Essenz der Rache“ (Zwischen Menschlichkeit und Technologie)

Helden sind einsame Menschen die ihre inneren Dämonen besiegt haben

Wenn ich über meine Figuren nachdenke – und das tue ich oft –, dann denke ich selten an Heldentaten. Ich denke an Widersprüche. An Schuld. An Zweifel. An kleine Momente, in denen jemand schweigt, obwohl er etwas sagen sollte. Oder spricht, obwohl er innerlich zerspringt. Ich wollte keine Helden erschaffen – ich wollte Menschen schreiben.


Denn was macht eigentlich einen Helden aus? Ist es jemand, der alles richtig macht? Der moralisch sauber handelt, immer das Wohl anderer über das eigene stellt und sich nie in den Abgrund beugt? Vielleicht. Aber wenn wir ehrlich sind: Wie viele solcher Menschen kennen wir wirklich? Und wollen wir überhaupt über solche Menschen lesen?


Ich nicht.


Was mich als Leser – und noch mehr als Autor – berührt, sind Figuren, die kämpfen. Nicht nur gegen äußere Feinde, sondern gegen sich selbst. Gegen Schuld, gegen Vergangenheit, gegen Verlangen oder Ängste. Charaktere, die etwas verlieren und trotzdem weitermachen. Oder gerade deshalb weitermachen. Menschen, die lieben, obwohl sie wissen, dass Liebe sie schwach machen könnte. Die zweifeln – und trotzdem entscheiden.


In Essenz der Rache ist niemand makellos. Catriona, Selkarion, Ewan, Kala – sie alle tragen Narben, viele davon unsichtbar. Sie treffen Entscheidungen, die man diskutieren kann – und sollte. Entscheidungen, bei denen es kein klares Richtig oder Falsch gibt. Und genau das war mir wichtig: Figuren zu erschaffen, die sich unserer Bewertung entziehen. Die sich nicht einordnen lassen in „gut“ oder „böse“, „Held“ oder „Feind“. Weil sie aus Fleisch und Blut bestehen – oder aus Metall und Bewusstsein, aber eben mit denselben inneren Konflikten.


Ich wollte, dass man sich beim Lesen nicht sicher ist, wie man zu ihnen steht. Dass man manchmal gegen sie ist – und im nächsten Moment mit ihnen fühlt. Dass man ihre Entscheidungen nicht immer versteht, aber doch begreifen kann, wie es dazu kam.


Denn das ist, was gute Geschichten mit uns machen: Sie fordern uns heraus, nicht nur die Geschichte, sondern auch uns selbst zu hinterfragen. Wo stehen wir, wenn es keine klare Linie zwischen Licht und Schatten gibt? Wie weit würden wir selbst gehen – für Rache, für Liebe, für die, die wir verloren haben?


Mir geht es beim Schreiben nicht darum, Vorbilder zu erschaffen. Sondern Spiegel. Figuren, in denen wir uns erkennen können – manchmal in ihren Stärken, oft in ihren Schwächen. Figuren, die wir nicht bewundern müssen, um mit ihnen zu fühlen. Figuren, die wir nicht retten müssen, weil sie längst selbst versuchen, sich zu retten. Oder daran scheitern.


Vielleicht ist es genau das, was ich am Schreiben liebe: die Möglichkeit, komplexe Menschen zu erschaffen, deren Innerstes ebenso widersprüchlich ist wie unser eigenes. Und damit etwas in uns zu berühren, das weit über die Buchseiten hinausgeht.


Ich glaube, dass Geschichten, die in Grautönen erzählen, tiefer gehen als jene in Schwarz-Weiß. Und ich hoffe, dass Essenz der Rache genau das tut.


Wenn du also auf der Suche nach klassischen Helden bist – wirst du sie in diesem Buch nicht finden. Aber vielleicht findest du etwas Echtes. Etwas Menschliches.


Und das, so glaube ich, ist manchmal noch viel kraftvoller.

 
 
 

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