Mein Buch
Hier erfährst du alles über mein Buch "Essenz der Rache"
Es erscheint am 01. September 2025 und ist ab jetzt als E-Book auf Amazon vorbestellbar. Das Softcover kann ab dem 01. September 2025 bestellt werden.
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Klappentext
Wenn die Zukunft aus den Schatten der Vergangenheit wächst – und der Preis die Menschlichkeit ist.
Fünf Jahre nach der katastrophalen Invasion kämpfen die letzten freien Menschen ums Überleben. Fremde Mächte haben ganze Städte in Schutt und Asche gelegt. Catriona, Wissenschaftlerin mit dunkler Vergangenheit, hat nur ein Ziel: Rache für den Tod ihrer Schwester.
Doch als ihr Team einen feindlichen Soldaten lebend gefangen nimmt, beginnt ein gefährliches Spiel. Der Krieger aus dem Untergrund ist nicht das, was sie erwartet hat – und was als Mission beginnt, droht, ihr eigenes Weltbild zu erschüttern.
Ein Sci-Fi-Thriller über Loyalität, Verlust und die Frage, was es wirklich heißt, Mensch zu sein.
Leseprobe Essenz der Rache
Kapitel 1 - Catriona
Das Foto in meinen Händen war zerknittert und verblichen. Jedes Mal, wenn ich die lächelnden Gesichter darauf betrachtete, glaubte ich es kaum, dass die Zeiten jemals so glücklich waren. Ich konnte den Rauch des brennenden Piers noch immer riechen. Die Schreie hatten sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Vorsichtig strich ich das Foto glatt, betrachtete das strahlende Gesicht meiner Schwester Lacy und sagte mir zum tausendsten Mal, dass dieser Weg der richtige war. Fünf Jahre nach den Ereignissen am Pier würde Lacys Tod endlich einen Sinn ergeben. Die ersten Vögel begannen ihr Morgenkonzert. Sanfter Nebel stieg vom nahegelegenen Fluss Mersey auf. Das konnte nur hilfreich sein für die anstehende Mission. Gedankenverloren lauschte ich dem erwachenden Wald, als mich von hinten eine Hand sanft an der Schulter berührte.
„Hey Doc, bist du wach?“, fragte eine flüsternde Stimme.
„Ja.“ Ich spürte die aufsteigende Anspannung.
„Der Konvoi wurde gesichtet. Es geht bald los.“
Ich nickte und blickte auf das zerdrückte Bild in meiner Hand, strich es erneut glatt. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Seine Schritte waren kaum hörbar, als er mich mit dem Vogelkonzert und meinen Gedanken alleine ließ. Nach über zehn Tagen Marsch waren wir endlich am Ziel angekommen. Heute brachten wir den Kampf zu ihnen – bei Liverpool, im Herzen des feindlichen Gebiets. Heute würde ich meine Schuld begleichen. Vorsichtig, um keine unnötigen Geräusche zu verursachen, richtete ich mich auf und schulterte meinen vorbereiteten Rucksack. Dann hängte ich mir die Waffe um und begab mich zu den anderen in den Straßengraben. Schon von Weitem war das elektrische Surren der biomechanischen Anzüge und Transporter zu hören, als sich uns der Konvoi von Westen her näherte. Wenn alles nach Plan verlief, würden wir den Feind mit der aufgehenden Sonne im Rücken überwältigen.
Als die ersten Feinde in Sichtweite kamen, beschleunigte sich mein Herzschlag. Trotz ihrer technologischen Überlegenheit sahen die Soldaten in den Anzügen erschreckend vertraut aus. Scheinbar unbezwingbare Anzüge. Das würden wir heute auf die Probe stellen.
Heute würden wir für eine neue Hoffnung kämpfen – eine Hoffnung, die in eine freiere Zukunft führen würde.

Kapitel 2 - Selkarion
Diese Welt war noch kälter, als erwartet. In der Akademie erzählten sie uns von Wolken, doch sie zum ersten Mal real zu sehen – schwebend, bedrohlich und hoch über mir – sorgte dafür, dass ich mich merkwürdig klein fühlte.
Unter der Erde gab es nichts dergleichen, keine Luft, die sich zu etwas so Flüchtigem und doch so Mächtigem verdichten konnte. Hatten die Menschen kein System, das das Klima kontrollierte? Die Wolken zogen dahin und im Osten färbte die aufgehende Sonne den Himmel blutrot. In der Nacht hatte es geregnet und der Luftfilter im Helm ließ einen unbekannten Geruch durch. Es war ein seltsam erdiger Duft, der die Umgebung mit etwas Geheimnisvollem erfüllte. Nasses Gras nach einem Frühlingsgewitter – die Aufzeichnungen nannten diesen Geruch „Frühlingserwachen“. Ich atmete tief ein, wollte ihn konservieren.
„Gewöhn dich nicht zu sehr daran“, mischte sich Kala, meine Emergenz, kühl ein. „Dieser Geruch würde in Nereidos bedeuten, dass das Luftfiltersystem versagt und wir innerhalb einer Stunde ersticken würden.“
„Du musst alles ruinieren.“ Ich versuchte, den Moment festzuhalten, aber die Schärfe ihrer Stimme lenkte mich dermaßen ab, dass der Geruch verflogen war, bevor ich ihn mir einprägen konnte.
„He, du! Neuer! Hör auf zu starren und setz dich in Bewegung! Wir wollen vor dem Untergang ankommen!“ Der Wächter versetzte mir einen Stoß und ich zwang mich, das fremde Panorama zu vergessen und in die Formation zurückzukehren. Als Neuling im Zug musste ich als Erster unserer Patrouille vorneweg marschieren. Das klang gefährlicher, als es war. Der Vorteil unserer Anzüge und neurologischen Erweiterungen bestand darin, keine Ermüdung zu fühlen und selbst große Distanzen genauso schnell zurücklegen wie unsere Versorgungstransporter. Dass dadurch allerdings Emergenzen entstehen konnten, hatten unsere Wissenschaftler nicht vorhergesehen.
Nicht jeder Soldat mit einer neurologischen Schnittstelle und vollständigem Anzug entwickelte eine Emergenz. Nur etwa jeder Zehnte konnte sie sehen und noch weniger ließen sich von ihr nicht überwältigen und vollständig einnehmen. Emergenzen waren kleine Wesen, die im rechten Sichtfeld erschienen und nur vom jeweiligen Soldaten gesehen und gehört wurden.
Was nach Magie und einem Vorteil klang, entpuppte sich bisweilen aber als Gefahr. Emergenzen hatten eine eigene Persönlichkeit, ein individuelles Aussehen und ein Faible für Fakten.
Manch einer würde sie als Klugscheißer bezeichnen. Wenn man aber andauernd korrigiert wurde, blieb ein Teil dieses Wissens hängen. Woher die Emergenzen ihr Wissen hatten, wusste noch immer niemand. Wenn man sich auf ihre Eigenheiten einließ und sich zumindest einen Teil dessen merken konnte, dass sie von sich gaben, wurde man zu einem effektiveren Bestandteil der Gesellschaft. Nicht selten wurden Emergenzkrieger schnell befördert, sofern sie den entsprechenden Fokus aufbringen konnten. Wohin meine Reise führen würde, war zurzeit noch ungewiss.
Aktuell führte sie mich aber in Richtung einer Stadt, die von den Menschen Manchester genannt wurde. Seit Jahren versuchten wir, die nördlichen Gebiete zu befrieden und dort die Herrlichkeit des Hochkönigs zu etablieren, und seit Jahren gelang es den Menschen vor Ort, erfolgreich Widerstand zu leisten. Ob es an der Luft oder dem Klima lag, dass unsere Technik hier nicht zuverlässig funktionierte, wussten wir nicht. Da es auf der Oberfläche zum Glück nicht sehr viele Regionen mit ähnlichen klimatischen Bedingungen gab, bereitete mir dieser Fakt keine Sorge. Man musste im Randgebiet nur etwas aufmerksamer sein.
Hätte Kala nicht so viel über Luftfiltersysteme doziert, hätte ich die kleinen Punkte auf meinem HUD früher bemerkt. Vier kleine Punkte, die sich schnell und zielstrebig auf meinen Sektor zubewegten. Vier kleine Punkte, die um sich schossen und Chaos stifteten. Ein Schlag traf mich an der Schulter, schleuderte mich quer über die Straße gegen einen Baum. Ich hörte Kala, die etwas von klassischer Guerilla-Taktik erzählte, doch im selben Moment wurde es schwarz um mich herum.
***
Catriona
Der Plan funktionierte besser als erwartet. Der Konvoi bestand aus einem Transporter und sechs Soldaten. Wir versuchten seit fünf Jahren, einen dieser Anzüge in die Hände zu bekommen, aber jedes Mal, wenn einer der Soldaten verletzt wurde oder starb, zerstörten sich die Anzüge selbst.
Bis im vergangenen Jahr, als die Kanadier mit einer verrückten Idee kamen – einer Waffe, die Starkstrom und Röntgenstrahlung kombinierte. Genial und irrsinnig zugleich. Der Strom setzte den Anzug kurzzeitig außer Kraft, die Strahlung blockierte die Selbstzerstörung. Die Soldaten blieben benommen liegen, sodass wir sie einfach umdrehen und mit einer Axt… erledigen konnten.
In der Luft hing der metallene Geruch ihres roten Blutes, als ich durch die Reihe der Gefallenen schritt. Mein Ziel war der Soldat am hinteren Ende des Konvois. Die Farbe seines Anzuges erinnerte mich an das kräftige Grün der Sommerwiesen im Süden der Insel. Die Farbe war durchzogen von filigranen weißen Ornamenten und verlieh dem Anzug einen eleganten Anstrich, der ihn fast zu schön und sanft für etwas so Zerstörerisches wie das Töten machte.
Der Körper unter mir war kräftig gebaut, fast wie eine Statue, kleiner als ein Mensch, aber er strahlte eine seltsame, fremde Kraft aus. Ohne Kopf, ohne Blick war er nur noch ein leeres Gefäß.
Mein Blick fiel auf die untere Rückenpartie, dorthin, wo bei uns das Steißbein saß. Eine winzige Unebenheit stach mir ins Auge. Vorsichtig drückte ich darauf, und ein leises Zischen entwich, wie der letzte Atemzug einer verborgenen Welt. Ich drehte den Soldaten vorsichtig auf den Rücken, und mehrere Verschlüsse lösten sich Stück für Stück, fast als wollten sie sich weigern, sich zu öffnen.
Ich ließ die Luft aus meinen Lungen entweichen, die ich angehalten hatte. Zum Vorschein kam ein Körper, den man als athletisch bezeichnen konnte. Leicht gebräunte, fast schon bronzefarbene Haut, stahlharte Muskeln, ein Brustkorb wie der einer griechischen Skulptur. Keinerlei Stoppeln, alles haarlos.
„Wieso seid ihr so dunkelhäutig wenn ihr unter der Erde lebt?“ murmelte ich während ich das Wesen unter mit analysierte.
Eine weitere Hypothese, die wir ab sofort widerlegen konnten. Welche Theorien mussten wir noch umschreiben?
Ich griff in den Anzug und schälte den Körper vorsichtig heraus. Immer wieder war das schmatzende Geräusch der sich lösenden Implantate zu hören. Je mehr Überreste ich getrennt vor mir liegen hatte, desto mehr wuchs meine Verwirrung. Wie hielten sie die Implantate schmerzfrei? Es wirkte, als wären sämtliche großen Nervenbahnen durch ein Implantat mit dem Anzug verbunden. Diese Operation musste langwierig und schmerzhaft sein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lag ein kopfloser, fast nackter, nur von einer dünnen hautfarbenen Stoffhose bedeckter Körper im Dreck vor mir, die Haut inzwischen leichenblass. Selbst im Tod waren sie uns ähnlicher, als erwartet. Die anderen waren ebenfalls mit ihren Leichen fertig, und von vier hartgesottenen Soldaten hatte sich nur einer übergeben.
„Wehe du kontaminierst die Leiche!“, rief ich Callum zu und hörte die Anderen lachen.
„Keine Sorge Cat“, antwortete Aidan, „das werden wir ihn nicht vergessen lassen.“ Er war gerade mit dem portablen Transportkarren beschäftigt, als Fin mich zu sich rief. An einem Baum lehnte ein Soldat in den blauen Farben eines Neulings. Selbst fünf Jahre nach dem Überfall war uns vieles noch unklar. Allerdings wussten wir, dass Soldaten in grünlichen Anzügen Vorgesetzte waren und Soldaten in bläulichen Farben herkömmliche Fußsoldaten darstellten.
„Wieso lebt das Exemplar noch?“, meine Hand zuckte zur Waffe, wurde aber von Fin zurückgehalten.
„Das erste lebende Exemplar, das wir in fünf Jahren zu sehen bekommen. Erstaunlich, dass es uns nicht direkt töten möchte“, sagte Fin mit einer Anspannung in der Stimme, die ich von ihm nicht gewohnt war.
Der Soldat bewegte sich, sah nach rechts. Seine Lippen bewegten sich träge doch wir hörten kein Wort. Er bemerkte uns einen Moment später und erschrak. Sofort versuchte er, vor uns zurückzuweichen, aber ein Ast, der aus seiner Schulter ragte, fixierte ihn am Baum. Vermutlich hatte der Ast genau die Stelle im Anzug beschädigt, die für die Selbstzerstörung zuständig war.
„Wir können uns keinen Gefangenen auf dem Rückweg erlauben“, erinnerte ich ihn an unseren Auftrag. „Willst du jemanden abstellen, der ihn die ganze Zeit bewacht? Die Körper haben Vorrang. Ich bekomme mehr aus einem leblosen Körper heraus, als aus einem wehrhaften, der sich selbst in die Luft sprengen könnte.“ Ich griff zur Axt, als sich die anderen um uns versammelten.
„Ich habe genug Schmerzmittel dabei, um einen erwachsenen Mann drei Tage lang in die schönste Traumwelt zu befördern. Der wird gar nicht merken, wo er ist, bis wir angekommen sind“, meinte Aidan.
Ich hielt inne. Mein Blick kreuzte sich mit seinem und ich erkannte die unausgesprochene Bitte darin. „Und wenn es nicht wirkt?“
Aidan zuckte mit den Schultern. „Dann … dann können wir immer noch die Axt verwenden …“
Fin überlegte und entschied sich dann trotz meiner Einwände dazu, den verwundeten Soldaten betäubt zu transportieren. Aidan setzte die Spritze an der Austrittsstelle des Astes an, während die anderen den Soldaten fixierten. Schon nach kurzer Zeit sackte der Kopf des Gefangenen ab und mehrere kräftige Ohrfeigen später zeigte er keinerlei Reaktion mehr.
Auf den Leichen abgelegt und mit weiteren Bändern fixiert, hatten wir also nicht nur die ersten feindlichen Körper zur Analyse, sondern auch ein lebendes Exemplar einer uns bisher unbekannten Spezies.
Keine dreißig Minuten nach dem Angriff traten wir den Rückweg zum Treffpunkt an.